2019-16 McDonald Observatory

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Schon kurz hinter Carlsbad verlasse ich Neumexiko und erreiche Texas, meinen mittlerweile fünften Bundesstaat. Und gleichzeitig komme ich damit auch in die nächste Zeitzone, das heißt, mein Zeitunterschied zu Deutschland „schrumpft“ auf 7 Stunden und wird auch bis Chicago so bleiben.

Der Highway 54, auf dem ich mich nun befinde, ist wieder eine von diesen extrem einsamen Straßen, denn auf rund 80km kommen mir gerade einmal 5 Autos entgegen.

Im Licht der Morgensonne wird mir auf einmal klar, dass mit dem heutigen Tag bereits die Hälfte meines Roadtrips vorbei sein wird. Ich lasse mir ganz in Ruhe noch einmal die einzelnen Stationen meiner Reise durch den Kopf gehen und ich erinnere mich auch an verschiedene Leute, die ich auf dieser Reise bereits kennengelernt habe und die mir Geschichten oder auch Teile ihrer eigenen Geschichte erzählt haben:

Der Portier heute Morgen im Hotel erzählte von seinem Vater, der im Krieg zuletzt in Köln gewesen war und von einem anderen deutschen Gast, der alle fünf Kissen mitgenommen hatte und sich beschwerte, dass man ihm diese dann in Rechnung stellte

Zwei nette Damen in Tucson, die ebenfalls das Flötenkonzert gehört hatten, erzählten mir von ihrer eigenen Reise durch Deutschland vor vielen Jahren mit dem Interrail-Ticket

Die Kellnerin im Museumscafé berichtete von ihrer Großmutter, die nach dem Krieg in die USA gekommen war und sich immer nach ihrer Heimat gesehnt hatte (ich vermute, sie kam als Frau eines GIs mit)

Die Rangerin Penny, die ich auf knapp 40 Jahre geschätzt hatte und die sich nach meinen Reisen erkundigte und dann fragte, ob ich Utah kenne, denn dort wohne ihre Tochter, die vor einigen Jahren Mutter geworden sei

Oder auch die Rangerin Virginia, die Biologie studiert hatte und unbedingt Rangerin werden wollte. Sechs Jahre lang bekam sie immer nur kurze Zeitverträge, ehe im siebten Jahr wieder 12 Stellen ausgeschrieben wurden. Zehn gingen an Veteranen und die elfte Stelle dann endlich an sie.

Als ich danach dann wieder den Interstate Highway 10 erreiche, ist mein Schlenker nach Norden durch Neumexiko somit abgeschlossen und ich bewege mich wieder östlich, bis ich die Abzweigug zum McDonald Observatorium erreiche. Nachdem ich auf den Highway 118 abgebogen bin, sagt mein Navi „Auf dieser Straße jetzt 60km geradeaus“. Dabei geht diese Straße alles andere als geradeaus, sondern windet sich schlangengleich in die Berge der Davis Mountains empor.

Ich erreiche mein Ziel, das McDonald Observatorium, eine Stunde vor Beginn der Führung, so dass mir noch etwas Zeit bleibt, mich auf dem Gelände etwas umzuschauen und einen Kaffee zu trinken.

Pünktlich um 11:00 Uhr startet dann die Tour. Nach einem kleinen Einführungsvortrag werden wir mit einem Shuttlebus zu den beiden größten Teleskopen des Observatoriums gefahren.

Das Harlan J. Smith Teleskop wurde 1968 mit erheblicher Unterstützung der NASA erbaut und diente dazu, Landestellen für Apollo 11 auf dem Mond ausfindig zu machen. Es wiegt 80 Tonnen (plus 80 Tonnen für das Gegengewicht) und lässt sich dennoch vergleichsweise schnell bewegen. Es verfügt über einen Spiegel mit 107 Zoll (2.80 Meter) Durchmesser und hat eine Brennweite von 48 Metern.

Das Harlan J. Smith-Teleskop

Das Hobby-Eberly-Teleskop ist ein 10m-Teleskop in Gitterbauweise, das keinen großen Einzelspiegel besitzt, sondern aus vielen einzelnen (91) kleinen Spiegeln besteht, und eines der größten optischen Teleskope der Welt ist. Es wird ausschließlich zur Spektroskopie eingesetzt. Aktuell dient es auch zur Untersuchung der ‚Dunklen Energie‘ (HETDEX-Experiment) oder zur Suche bewohnbarer extraterrestrischer Planeten.

Zum Konsortium, das dieses Teleskop betreibt, gehören übrigens neben drei amerikanischen Universitäten auch die Universitäten München und Göttingen.

Das Hobby-Eberly-Teleskop

Nach drei Stunden Führung mache ich mich dann wieder auf zur nächsten Station meiner Reise.

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