Bereits kurz hinter Chama verlasse ich Neu Mexiko und komme nach Colorado – zumindest bis morgen früh.
Mein großes (und einziges) Tagesziel heute ist der Mesa Verde Nationalpark. Mesa Verde bedeutet Grüne Tafel oder besser Grüne Hochebene und das ist es auch. Der gesamte Nationalpark liegt auf einem Hochplateau, das teilweise nicht viel weniger als 3.000m hoch ist.
Auf dem Weg dahin sehe ich des öfteren wilde Tiere am Straßenrand.
Was mir auffällt, ist, wie grün Colorado selbst im Vergleich zu den nördlichen Teilen Neu Mexikos ist. Dichte Laub- und Nadelwälder wechseln sich ab. Auch die Temperaturen haben sich geändert. Während es in Las Vegas noch 40 Grad tagsüber waren und die Nachttemperaturen nicht unter 20 Grad fielen, hatte ich in Magdalena morgens nur noch 11 Grad und heute Morgen waren es gar nur noch 4 Grad! Aber dennoch steigen die Temperaturen im Laufe des Tages wieder auf 25 Grad.
Nach zweieinhalb Stunden Fahrt habe ich den Mesa Verde Nationalpark erreicht.
Mein Weg führt mich aber zuerst ins Besucherzentrum, um mir eine aktuelle Karte zu besorgen und mich zu informieren, ob es irgendwo Sperrungen gibt (gibt es nicht!). Nachdem ich mir die umfangreiche Ausstellung angeschaut habe, mache ich mich wieder auf den Weg. Das ist tatsächlich so, denn von hier bis zum letzten Aussichtspunkt des Parks sind es 23 Meilen, hin und zurück also rund 75 km.
Die Straße windet sich zuerst in langen Schleifen am Rand des Hochplateaus bis nach oben. Zwischendurch hat man Ausblicke wie aus dem Flugzeug. Oben angekommen fahre ich der Reihe nach die wichtigsten Aussichtspunkte ab. Das ist auch einer der Unterschiede zu dem bereits erwähnten Walnut Canyon bei Flagstaff. Hier konnte man die einzelnen kleinen Häuser selbst betreten oder durch die Türen oder Fenster nach innen schauen.
Bereits vor 2.000 Jahren wohnten in diesem Großraum viele Indianerstämme (Anasazi). Das Gebiet wurde irgendwann regelrecht übervölkert. Vor 1.500 Jahren spaltete sich eine größere Gruppe ab und zog in das heute so genannte ‚Four-Corner-Gebiet‘ (dazu morgen mehr), wo sie sich dem Ackerbau und dem Handel widmeten. Sie entwickelten Bewässerungssysteme und lernten vor rund 1.000 Jahren auch mehrstöckige Häuser zu bauen und zu töpfern.
Man ist sich bis heutige nicht einig, ob die Lage dieser Siedlungen, die nur über Leitern oder mit Seilen erreichbar waren, Schutz vor Feinden bieten sollten oder eventuell Schutz vor Hitze.
Der Cliff Palace ist die größte und schönste unter den Siedlungen. Sie umfasst 23 Kivas (Rundbauten) und insgesamt 217 Räume in bis zu vier Etagen.
Das Haus der vielen Fenster
Das Balcony House
Besichtigen kann man im Rahmen einer vorzubuchenden Tour unter Führung eines Rangers den Cliff Palace und das Balcony Haus. Diese Touren, um dahin zu gelangen, sind nicht gerade einfach. Ich gebe hier mal auszugsweise die offizielle Beschreibung der Balcony House Tour wieder:
„Die Tour erfordert das Hinuntergehen einer Metalltreppe mit 130 Stufen, dann das Hinaufklettern einer 9,8 m langen Leiter zum Betreten, zwei kleine Leitern und 12 unebene Steinstufen innerhalb des Geländes; das Durchkriechen eines 46 cm breiten und 3,7 m langen Tunnels beim Verlassen des Geländes und das Hinaufsteigen einer 18 m hohen offenen Felswand mit unebenen Steinstufen und zwei 5 m langen Leitern zum Verlassen.
Die Balcony House-Tour ist aufgrund der Höhe und der körperlichen Anstrengung, die für die Besichtigung der Behausung erforderlich ist, anstrengend. Die Tour wird nicht für Personen mit Herz- oder Atemproblemen empfohlen. Balcony House liegt wie alle anderen Felsbehausungen auf einer Höhe von deutlich über 2.000 Metern und erfordert anstrengende körperliche Aktivitäten.“
Ich habe auf jeden Fall diese Tour nicht mitgemacht…
Nach rund vier Stunden verabschiede ich mich vom Mesa Verde Nationalpark und suche mir mein Hotel in Cortez, um wie üblich den Rest des Tages mit Essengehen, Spazierengehen und einer kleinen Ruhepause zu verbringen.
Cortez als Stadt lohnt zumindest keine ausgedehnte Besichtigungstour.